Interview mit Nicolas Quirin

24.4.2017 by Engin Altunlu

Metz ist eine Stadt die an drei Länder angrenzt. Dies ist der Faktor der der Stadt so eine Fülle an Kunst, Kultur und Vielseitigkeit verleiht. Seit ich in Metz lebe habe ich einige sehr interessante Begegnungen mit Musikern, Bildhauern, Künstlern, Malern ... Mit echten Künstlern eben!

Ich möchte euch einen Metzler Künstler vorzustellen, der in alle Ecken tourt und der für seinen 'aufrichtigen' Musikstil bekannt ist.

Hier ist unser Interview mit Nico!

 

Warum tust du, was du tust?

 

Gute Frage ... Ich weiß es nicht wirklich ... Ich hatte immer kreative Hobbies, seit meiner Kindheit. Ich wollte eigentlich ein Comic-Künstler sein, die Musik kam erst später.

Ich hatte einen 4-Spur-Recorder, eine Gitarre, einen Bass und Drum-Machine. Ich habe zu komponieren angefangen bevor ich fünf Akorde spielen konnte... Ich wollte in einer Rockband sein ...

Ich spielte jahrelang in Bands aber wir sind nie auf Tour gegangen. Wir haben nur in der Gegend gespielt und ich wollte mehr als das tun.

Eines Tages animierte mich mein Freund Ben (Sliver / Tardis) solo zu spielen; Ich probierte es aus und zu meiner Überraschung gefiel es mir. Zwei Wochen nach dem Beginn meines Solo-Projektes hatte ich schon in der Tschechischen Republik, Deutschland, Belgien gespielt... Es war etwas surreal...

Ich liebte diese Zeit, das Tourleben. In eine Stadt, die man nicht kennt, zu kommen, zu spielen, Kontakte zu knüpfen und mit neuen Freunden die Stadt nachts zu erkunden. 

Nach meiner Rückkehr verließ ich alle Bands und ich beschloss, mich ganz meinem Projekt zu widmen und so viel wie möglich zu touren. 

 

Comment tu travailles? Comment tu composes ?

 

Wie arbeitest du? Wie komponierst du?

 

So wie jetzt: während ich dir antworte, lasse ich alle Ideen 'roh' raus. Ich schreibe alles seitenweise nieder, die ganze Zeit. Danach sortiere ich alles ...

Ich versuche, einen bestimmten Moment nochmal zu durchleben. Ein bestimmtes Gefühl das ich zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte.

Es gibt immer einen Auslöser, ein Ereignis, etwas, das mich berührt und dass für andere Menschen unbedeutend sein könnte.

Im Allgemeinen finde ich den Titel zuerst (meistens kommt das Wort nicht einmal im Text vor, aber es dient als Übermittler einer bestimmten Emotion die ich beschreiben möchte).

Ich bin gewöhnlich zu Hause mit meiner Gitarre und schreibe den gesamten Song mit durchschnittlich 3-5 Riffs und nehme ihn dann auf.

 

            

Lass uns ein bisschen über das Album reden, was ist diese Geistergeschichte?

 

Dies ist eine sehr große Frage ... Vor etwa fünf Jahren wurde ich krank. Ich hatte wiederkehrende epileptische Anfälle. Die Behandlung war sehr intensiv und belastend, ich war völlig erschöpft und verließ fast niemals das Haus.

Ich schrieb das Album in dieser Zeit.

Mein "Geist" ist die Personifikation vieler Dinge. Von Angst, dem Gefühl, dass viele Dinge zu Ende gehen (heute bin ich völlig gesund, habe meine Behandlung hinter mir und es geht mir gut).

Er steht auch für Menschen, die nicht mehr hier sind und um mich herum älter werden. Schließlich symbolisiert er unter anderem meinen Instinkt, meine Phantasien, Schlaflosigkeit, Neid, den wir von Zeit zu Zeit fühlen... Und die Unfähigkeit im Hier und Jetzt zu leben weil unser Geist immer rastlos herumwandert.

Ich muss an dieser Stelle meinem Freund Guy Tournay (Animal Youth) danken, der das Album in verschiedenen Räumen aufgenommen und so unterschiedliche Zustände und Gefühle geschaffen hat. Ohne ihn hätte ich das Album nicht erfolgreich fertigstellen können.

 

Wer ist Laura?

 

Ich habe mich dazu nie in einem Interview geäußert oder blieb diesbezüglich sehr vage. Laura ist eine Person, die nicht mehr bei uns ist. Sie war meine Freundin, als ich zwanzig war. Sie ist auch mein Geist. Ich versuche diesem Thema immer auszuweichen.

Mein Album ist ihr gewidmet, obwohl ich mehr von mir spreche.

Die Erinnerung an sie bringt mich zurück in eine Zeit in der mein Leben unbekümmert war; ich hatte Dreads, ging andauernd aus und habe mich um nichts gekümmert.

Ich werde sehr nostalgisch wenn ich daran zurück denke. NIchts haben und sich somit um nichts kümmern müssen...

 

 

Ich liebe das Lied „Rooftops and Bottle Bottoms“, trinkst du wirklich auf Hausdächern? Du weißt schon, dass das verboten ist?

 

(Lacht)Ja, das ist vorgekommen. In meiner Wohnung benütze ich eine kleine Leiter um auf das Dach zu kommen. Dort trinke ich regelmäßig Kaffee oder Wein. Ich habe dort einen Ausblick auf die gesamte Stadt und die Kathedrale.

Ich bin froh, dass dir dieser Song gefällt! Ich schrieb ihn als ich zwischen zwei Wohnungen hin und her gependelt bin und kein eigenes „Zuhause“ hatte. Ich übernachtete eines Abends bei einer Freundin, Nancy, und wir hockten zusammen auf dem Hausdach.

Sie ging nach einer Weile ins Haus, ich blieb noch draußen um den Ausblick zu genießen und dachte, dass dieser Moment nicht zu übertreffen war...

  

 

Ich weiß, du bist eine sehr lustige Person, aber deine Songs können sehr melancholisch sein... Also willst du deine tiefsten Emotionen teilen oder willst du nur Geld machen, indem du Leute zum Weinen bringst?

 

Absolut! Es ist für die Massen. Die Leute geben ein Vermögen aus um mich traurig zu sehen und um mich nach dem Konzert trösten zu können. Dann gehen sie nach Hause und können denken, dass ihr eigenes Leben doch nicht so schrecklich ist. Es ist ein tolles Konzept! Und ich werde auch noch reich dabei!

Aber im Ernst. Ich lasse tatsächlich zu, dass viele negative Emotionen in meine Texte miteinfließen. Dies ermöglich mir dann aber außerhalb meiner Musik so unbekümmert zu sein.

Ich glaube, ich bin ein bisschen eine Alles-oder-Nichts Person. Ich bin entweder der Einzige der spricht oder spreche gar nicht.

In einem Moment bin ich super Ernst, im nächsten lache ich mich mit Freunden schlapp...

 

 

Du bist sehr viel auf Tour, manchmal bist es nur du mit einer Gitarre ... Warum? Mag es niemand, mit dir zu spielen?

 

(Lacht) Es ist eine bewusste Wahl die mir ermöglicht zu tun, was ich möchte, wann ich möchte. Lange Zeit auf Tour zu gehen und so viel Musik zu schaffen, wie ich nur möchte. Ein neues Album Projekt zu starten, zu entscheiden dass es doch nichts wird, von Vorne zu beginnen und niemandem Rechenschaft darüber ablegen zu müssen...

Mit der Zeit musste ich leider feststellen dass Dinge nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Bands, Beziehungen, Gegenstände... Indem ich mich selber ins Zentrum eines Projekts stelle, gehe ich sicher, dass ich nicht aufhöre. Und ich kann mir meine eigene Meinung bilden...

Es gibt es auch eine praktische Komponente. Wenn ich toure, nehme ich den Zug oder den Bus, mit Rucksack und Gitarre. Jeden Abend spiele ich in einer anderen Stadt. 

Wenn man alleine unterwegs ist, sieht man die Dinge anders. Man kommt am Bahnhof an und muss den Weg zur Konzerthalle finden. Man spricht mit viel mehr Menschen, als wenn man mit einer Band unterwegs wäre. Man lernt viel über sich selber. Wenn die Ermüdung einsetzt, denkt man nicht mehr so viel über alles nach, man wird geselliger, entspannter und spielt die besten Konzerte.

 

Und deine Band?

 

Die Band ist ein neues Projekt. Die erste Show war in Trinitaires vor etwa einem Jahr in Zusammenhang mit "Lullabies for my Ghost". Mein Gesangscoach, Rebecca Noel wurde meine Keyboardspielerin und Background Sängerin.

Dann entschied ich mich für ein größeres Set-Up für dieses bestimmte Konzert. Wir machten eine Pop-Rock Version des Albums und holten Julien Chaix (unser Gitarrist) an Bord.

 

Bald kam Boris Meichelbeck am Schlagzeug hinzu. Menschlich und musikalisch war es wirklich ein Wendepunkt (Ich halte sehr viel zu dieser Freundschaft und Zusammenarbeit).

Im Juni bringen wir eine neue Ep heraus. Wir haben sie live aufgenommen und sie klingt ähnlich wie das Album.

Vor allem im September haben wir viele Termine. Wir spielen auf dem Fsetival "Chien a Plumes" und spielen auch im ersten Teil von "Ala-Ni" in Verdun.

Wir beginnen auch mit der Arbeit am zweiten Album das 2018 herauskommen wird.

 

Was wirst du als nächstes tun? Deine Eltern besuchen? Essen gehen?

 

 

Heute Nachmittag werde meine Großmutter in ihrem Altenheim besuchen. Ich habe ihr eine Nintendo mit "Bomberman 2" gekauft damit sie sich nicht langweilt.

Danach werde ich an dem Gitarren Part in einem neuen Song arbeiten und dann um die Bookings für die Tour im Sommer kümmern. Ich werde weiterhin meine Managerin in Zusammenhang mit dem Release der EP belästigen. Und natürlich werde ich mich bei Bbop registrieren!

 

 

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