Carl Craig und sein Synthesizer Ensemble rocken das Funkhaus Berlin

25.4.2018 by Julia Schwenner

Am 05. April kamen Carl Craig und sein Synthesizer Ensemble nach Berlin als Teil der Funkhaus Sessions, und wir waren für euch dabei!

Funkhaus Berlin.

Zu Beginn ein bisschen Info zu dieser beeindruckenden Location. Das Funkhaus Berlin liegt im Bezirk Treptow-Köpenick in Berlins ehemaligem Osten direkt am Ufer der Spree. 1950 auf den Überresten einer ehemaligen Sperrholzfabrik erbaut, beherbergte das heute denkmalgeschützte Gebäude von 1956 bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 den gesamten Rundfunk der ehemaligen DDR.

Der rote Backstein Komplex wurde von Architekten und Soundingenieuren gemeinsam geplant, um einen Rundfunk Standort von Weltklasse zu errichten. Durch ihre akustisch perfekte Innenarchitektur gelten die verschiedenen Sendestudios und Aufnahmeräume auch heute noch als State-of-the-Art.

Heutzutage fungiert die international bekannte Location als Konzertsaal und Event Space und beherbergt mehrere Aufnahmestudios, in denen von Symphonie-Orchestern und Chören über Kammermusik- und Jazz-Ensembles hin zu Popmusik und Radioshows aus aller Welt aufgenommen werden. (Depeche Mode, Sting, A-ha und die Black Eyed Peas haben hier u.a. Alben aufgenommen, um nur ein paar zu nennen.) Außerdem finden im Funkhaus regelmäßig große Clubevents statt, ebenso wie Live Performances und Installationen.

Carl Craig präsentiert sein Synthesizer Ensemble.

Carl Craig

Carl Craig ist ein uns wahrscheinlich allen bekannter amerikanischer Technoproduzent und DJ aus Detroit, der seit den Achtziger Jahren elektronische Musik produziert und auflegt - ein wahrer Techno-Pionier. Das Synthesizer Ensemble ist sein aktuellstes Projekt.

carl craig synthesizer ensemble

Die Idee dazu entstand 2008 in der La Cité de la Musique in Paris und basiert auf dem Vorhaben, seine Techno Tracks in eine Symphonie-Sprache zu übersetzen. Unterstützung erhält Craig dabei von Francesco Tristano, ein luxemburgischer Pianist und Produzent, der die Musik des Detroiters seit Beginn an orchestriert.

Das Konzert.

Der erste Eindruck, den man beim Betreten des Funkhauses erhält, ist der eines Ballsaals oder einer herrschaftlichen Villa erweckt durch das großzügige Foyer mit seiner zwanzig Meter hohen Decke, der romantischen freien Wendeltreppe, dunklen Säulen und Marmorboden.

Das Konzert fand im Großen Aufnahmesaal 1 statt, welcher auch heute noch als eines der akustisch besten Aufnahmestudios weltweit bekannt ist. Die Musiker sitzen in einer Vertiefung frei im Raum, während die Zuschauer auf den Treppen Platz nehmen, welche das Orchester einmal komplett umrunden. Im hinteren Teil des Saales befindet sich eine beeindruckende Konzertorgel aus dem Jahr 1957.

Carl Craig's Synthesizer Ensemble bestand aus vier Musikern an Synthesizern und einem Flügelspieler. Das Ensemble stand nur wenige Armlängen vom Publikum entfernt und spielte live eine Auswahl an Craig's zeitlosen Techno Tracks wie Desire, Darkness oder At Les. Den bekannten Tracks hauchten die Musiker auf kreative Weise neues Leben ein, und der geschlossene fensterlose Saal sorgte zudem für eine ganz besonders ruhige, fast meditative Atmosphäre.

Das Konzert ließ uns die berühmten Tracks von einer neuen Perspektive aus betrachten, während diese vor unseren Augen (bzw. Ohren) dekonstruiert und wieder zusammengesetzt wurden. Carl Craig lieferte dazu interessante Hintergrunfdinformationen über die Geschichte eines jeden Tracks, und die Visuals im Hintergrund - ein langsamer Bird's-Eye Flug über Craig's Heimatstadt Detroit - trugen zur relaxten Atmosphöre bei.

Allen Liebhabern der elektronischen Musik und vor allem der Synthesizer kann ich Craig's Konzert nur empfehlen, da man in so einer ruhigen Atmosphäre einen ganz anderen Blick auf die Musik gewinnt. Ich werde auf jeden Fall auch wieder zu Shows im wunderschönen Funkhaus gehen - also seid gespannt auf weitere Konzertreviews hier bei Bbop!