Carboninstrumente - ist das die Zukunft?

23.2.2018 by Miller Harrison

Sankauer Composite Technologies stellt Kohlenstofffaserprodukte für Flugzeuge, Autorennen und Sport her. Ihre nächste Produktlinie werden Gitarren sein. Dies kündigten sie auf der NAMM 2018 an. Hört sich komisch an? Eigentlich ist alles ganz logisch...

Kohlefaser-Gitarren sind seit einigen Jahren als Nischenmarkt bekannt. Warum dieses Material so gern verwendet wird, ist leicht zu verstehen, bietet es doch eine Reihe an interessanten Vorteilen gegenüber traditionellem Holz:

  • Beständig. Es verzieht sich nicht. Während klimatische Faktoren wie Feuchtigkeit, Hitze und Kälte große Auswirkungen auf Holz haben können, welches sich ausdehnt und wieder zusammenzieht, bleibt die Kohlefaser von Temperaturschwankungen unbeeinflusst. Dieses geheimnisvolle Summen, wenn man die Gitarre nach einiger Zeit wieder aus dem Koffer nimmt, gehört der Vergangenheit an. Das Alter des Instruments spielt dabei keine Rolle.
  • Unkaputtbar. Stabilität ist ein großer Vorteil, egal ob man auf einer kleinen Bühne mit dem Bassisten zusammenstößt oder mit dem süßen kleinen tolpatschigen Bernhardiner... Beulen und Kratzer gehören der Vergangenheit an - auf einem Carboninstrument kann man stehen, ja sogar damit Golf spielen...!
  • Konsistent. Sankauer rühmt sihc damit, dass keine Inkonsistenzen bei den Baumaterialien bestehen, was bedeutet, dass alle vom Hersteller produzierten Gitarren von gleicher Qualität sein sollten.
    Leicht. Dein Rücken wird es dir danken.
  • Laut. Während Klang eine subjektive Sache ist, gibt es keinen Zweifel daran, dass Kohlefaser-Gitarren, insbesondere Akustikgitarren, einen klaren und resonanten Klang aufweisen.

Warum spielen wir also nicht alle auf Kohlefaserinstrumenten? Der Hauptgrund wäre, dass viele verfügbare Modelle einfach zu teuer sind. Viele Musiker zögern, einen so hohen Preis auszugeben, vor allem, wenn man noch nie ein Carboninstrument in der Hand hatte. Und da es bislang nur wenige Hersteller gibt, haben viele auch noch nie davon gehört.

Doch der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass Musiker Traditionalisten sind und alles, das sich zu weit von der Norm entfernt, die von Instrumentenbauern seit Jahrhunderten perfektioniert wurde, zuerst einmal mit Skepsis gesehen wird. Sicherlich sagt dies nichts über die Qualität der Carboninstrumente aus.

Andererseits sind die exotischen Tonhölzer, die Bauherren in den 1960ern zur Verfügung standen, bald aufgebraucht (mehr dazu findet ihr hier) und müssen durch andere Quellen ersetzt werden. Daher ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, der Kohlefaser eine Chance zu geben?

Überraschenderweise sind es die akustischen Gitarren, bei denen dieses neue Material vor allem angesagt ist. Hier sind einige der Kohlefaser-Optionen auf dem heutigen Markt:

  • RainSong Guitars: Dieses in Hawaii ansässige Unternehmen produziert eine angesehene Linie akustischer Gitarren.

  • KLOS Guitars bieten preisgünstige Carbon-Gitarren in Reisegröße, mit individuellen Farboptionen und Upgrades wie Fishman Pickups.
  • The Blackbird Rider ist auch für Nylonstrangspieler geeignet.
  • Emerald Guitars bietet eine ganze Reihe von Optionen, einschließlich 7-Saiten, Doppel-Hals, Bass und sogar Harfen-Gitarren!
  • Adamas Guitars, hergestellt von Ovation.
  • Composite Acoustics werden von Peavey hergestellt.
  • Journey Guitars - fertigt auch spezielle Reise-Instrumente aus Kohlefaser an, darunter Gitarren, Bässe und Ukulelen.
  • Modulus basses verwenden Carbonfaserhälse.
  • Luis and Clark machen traditionelle Streichinstrumente: Violine, Viola, Cello und Bass. Zu den Spielern gehört Yo-Yo Ma.

Neben ganzen Gitarren haben sich auch diverse Teile und Zubehör für Gitarren in Kohlefaser bewährt.

  • PRS hat eine Gitarre in limitierter Auflage mit einer Carbonfaser-Halsstange gebaut, die sich scheinbar nicht bewegt. Kohlefaser kann außerdem verwendet werden, um Hälse zu verstärken, oder auch einfach als Trägerstange.
  • TUSQ Nuts verwenden Carbon, um Elefantenelfenbein für Nüsse zu simulieren.
  • Gitarrenplektren aus Kohlefaser wurden auf Ton und Haltbarkeit geprüft und für gut befunden.

Brodmann Pianos kündigte auf der NAMM an, dass sie auch Carbon-Action in ihre Klaviere integrieren werden.


 

Hast du vielleicht schon ein Kohlefaserinstrument ausprobiert oder besitzt selber eines? Erzähl uns von deiner Erfahrung!